Indien – ein Land so groß und vielseitig, dass es schwer ist all die Möglichkeiten, die Indien bereit hält, zusammen zufassen und es noch schwerer fällt, sich für eine Route zu entscheiden.

Zugegeben waren wir vor diesem Land seit langem mal wieder richtig aufgeregt und neugierig. Wir ahnten, dass es völlig anders werden würde als alles, was wir bisher gesehen hatten. Trotzdem – oder genau deswegen – überwog die Vorfreude.

Wir planten unsere Route grob, wussten was wir unbedingt sehen wollten und so ging das Abenteuer auch schon los.

Wir hatten 2 Monate Zeit und waren teilweise relativ schnell unterwegs für unsere Verhältnisse.

Einen Guide für deine Reise durch Indien findest du in einem separaten Beitrag. 

Kalkutta

Wir flogen von Bangkok in Thailand nach Kalkutta, denn das war einfach der günstigste und kürzeste Flug. Zudem bot sich Kalkutta hervoragend als erste Station unserer Reise an. Wir landeten spät in der Nacht und nachdem wir von den Zollbeamten gründlich unter die Lupe genommen wurden, hatten wir den Stempel im Reisepass. Nach der langwierigen Suche nach einem Geldautomaten und einer noch längeren Suche nach einem Taxi waren wir auf dem Weg zu unserem Hotel. Auf dem Weg dahin bekamen wir bereits einen ersten Eindruck von Kalkutta. Am Hotel angekommen, mussten wir über einige Männer steigen, denn die schliefen alle kreuz und quer auf dem Weg. Der Taxifahrer hat dann natürlich viel mehr verlangt, als ursprünglich vereinbart und nach einer hitzigen Diskussion sind wir todmüde ins Bett gefallen.

Unser Zimmer im Hotel war sehr klein aber sauber. In Kalkutta haben wir weniger gemacht, als wir uns vorgenommen hatten. Im Grunde haben wir keine Sehenswürdigkeit besichtigt. Wir haben einen halben Tag damit verbracht, Zugtickets zu kaufen und einen anderen halben Tag damit eine SIM Karte zubekommen. Hört sich einfach an? Es war nervenaufreibend! Indien lehrt uns direkt in den ersten Tagen sehr geduldig zu sein. Eine Lektion, die wir hier noch des öfteren lernen sollten.

Ansonsten haben wir uns in unserem Zimmer verkrochen und ein bisschen die Reise geplant.

Darjeeling

Unsere erste Zugfahrt in Indien führte uns von Kalkutta nach Siliguri. Der Zug war pünktlich und wir waren positiv überrascht von der Fahrt. Bis auf ein paar Schnarchnasen, die uns erfolgreich vom Schlafen abhielten, war die Fahrt gut und ging schnell vorbei.

In Siliguri angekommen, nahmen wir uns eine Autoriksha und fuhren zum Busbahnhof. Dort erwischten wir gerade noch den Bus nach Darjeeling. Die Busfahrt war aufregend, denn die Straße war kurvig und bot eine tolle Aussicht. Wir schlengelten uns durch die Berge und es war besser den Blick in die Ferne schweifen zu lassen und nicht über die Beschaffenheit des Busses nachzudenken oder dem Abgrund hinunter zu schauen.

In Darjeeling wohnten wir in einem Homestay, dessen Highlight ohne Zweifel die Dachterasse und die Herzlichkeit der Familie war. Morgens gab es leckeres Frühstück in der Küche der Familie und jeden Nachmittag einen Pott Tee aufs Zimmer. Den Tee haben wir tatsächlich gebraucht, denn es war sehr kalt in Darjeeling.

Darjeeling liegt auf über 2000 Höhenmetern und von hier aus hat man bei klarer Sicht einen guten Blick aufs Himalaya. Genau dieses Ausblick haben wir leider erst am letzten Tag genießen können, als sich die Wolken und der Nebel endlich auflösten. Aber besser spät als nie.

Blick auf den Kangchendzoenga im Himalaya

Ansonsten bestanden unsere 2 Tage in Darjeeling hauptsächlich aus Momos essen und Tee trinken. Außerdem statteten wir dem “Happy Valley Teeestate” einen Besuch ab, sahen wie die verschiedenen Teesorten aus ein und dem selben Teeblatt entstehen und verkosteten den Tee.

Teeplantage in Darjeeling, Indien

Sikkim

Sikkim ist der zweitkleinste Bundesstaat von Indien und war der eigentliche Hauptgrund warum wir unsere Reise in Kalkutta starteten. Dieser Zipfel von Indien ist umgeben von Nepal, Tibet und China und versprach ganz anders zu sein, als das “typische” Indien. Wir erwarteten Ruhe, denn genau danach sehnten wir uns mittlerweile sehr. Die Fahrt nach Sikkim war spannend. Wir fuhren zu zwölft in einem Jeep und haben uns zu fünft die Rückbank geteilt. Es war kuschlig und während sich ein Junge wegen der Kurven nonstop aus dem Auto raus übergab, konnten wir es kaum abwarten, endlich anzukommen.

Als wir endlich in Sikkim ankamen, war es bereits dunkel. Für 100 Kilometer benötigten wir fast 7 Stunden. Während wir so am Straßenrand standen und auf ein Taxi warteten, wurde uns klar, dass wir auch hier keine Ruhe finden werden. Unser Körper wusste aber bereits, wie er uns Ruhe verschafft und so wurden wir beide krank. Eine Erkältung fesselte uns die meiste Zeit ans Bett. Zum Glück hatten wir von unserem Balkon eine fantastische Aussicht auf das Himalaya und konnten sogar den dritthöchsten Berg der Welt, den Kangchendzönga, sehen.

Blick auf den Kangchendzoenga im Himalaya

Ein paar ayuverdische Heilmittelchen später, konnten wir zumindest durch die Fußgängerzone spazieren. Die Fußgängerzone wie es sie hier gibt, ist einmalig in Indien. Es ist ein verkehrsberuhigter Bereich, der sogar bepflanzt ist und mit Mülleimern augestattet. Es wirkt alles relativ sauber und es macht nicht den Eindruck, dass man noch in Indien ist.

Statue von Mahatma Gandhi in der Fußgängerzone in Gangtok

Um in Sikkim einreisen zu können, benötigt man ein extra Permit, eine Einreisegenehmigung. Diese haben wir uns in Darjeeling besorgt. Das hat zwar etwas gedauert aber war umsonst. An der Grenzen haben wir dann sogar einen Stempel im Reisepass bekommen.

Varanasi

Eine Nacht und eine weitere Zugfahrt später sind wir in Varansi angekommen. Das Indien, wie man es sich in den wildesten Träumen vorstellt. Varansi ist DIE heilige Stadt am Ganges. Hier liegt Leben und Tod fast untrennbar nah aneinander und das wird auch für Touristen deutlich.

Varanasi hat definitiv einen eigenen Beitrag verdient und den gibt es hier schon bald.

Baden im heiligen Ganges, Varanasi, Indien Am Ufer des Ganges in Varanasi

Agra & Das Taj Mahal

13 Stunden saßen wir im Zug von Varansi nach Agra und hatten statt der üblichen 10 bis 12 Stunden nur 3 Stunden Verspätung. Wir Glückspilze!

In Agra angekommen, erwies sich unser Hostel als eine schlechte Wahl. Trotzallem arrangierten wir uns damit, denn schließlich wollten wir eh nicht lang bleiben. Unser Hauptgrund für den Stopp in Agra war das Taj Mahal, eines der neuen Weltwunder.

Morgens um 5 Uhr klingelte unser Wecker und wir liefen Richtung Taj Mahal. Etliche Reisegruppen hatten die exakt gleiche Idee und so reihten wir uns in einer langen Schlage vor dem Eingang ein. Als sich die Tore öffneten, strömten die Leute in scharren hinein und wir machten es ihnen nach.

Wir konnten uns zuvor nicht vorstellen, dass uns ein Gebäude so umhauen könnte aber ja, es ist möglich.  Wir lassen an dieser Stelle mal ein paar Bilder sprechen:

Taj Mahal in Agra in Indien Blick auf den Taj Mahal in Indien

Der Eintritt kostet 1100 Rupies und 200 Rupies extra, wenn du auch in das Mausoleum möchtest, was wir dringend empfehlen. Nur so kannst du dem Taj richtig nah kommen und auch die Detailverliebtheit wahrnehmen.

Das Taj Mahal ist ganz offensichtlich aus Liebe entstanden, doch dürfen wir auch nicht vergessen, dass es auch Unterdrückung, Ausbeutung, Blut und Tränen gekostet hat, so etwas zu erbauen. Die Medaille hat immer zwei Seiten.

Rishikesh

Mit dem Nachtbus fuhren wir direkt von Agra nach Rishikesh und machten so einen großen Bogen um das versmogte Delhi. Aber unter uns: Die Luftqualität in Indien ist gefühlt überall schlecht.

Rishikesh ist die Hauptstadt des Yogas, wenn man es so nennen kann. Hier gibts Spiritualität im Überfluss und das Angebot an Yogastunden und co. ist unüberschaubar und defintiv überwältigend. Das kann bei über 300 Yogaschulen schon mal passieren.

Wir dachten in Rishikesh würden wir endlich die Ruhe finden, die wir schon die ganze Zeit suchen. Fehlanzeige. Mittlerweile ist uns klar, dass wir diese Ruhe, von der wir träumen, wohl nicht in Indien finden werden.

Wir haben an ein paar Yogastunden teilgenommen und ich habe in neue Yogastile reingeschnuppert. Eine Stunde kostet hier im Durchschnitt 300 Rupies und ist somit unschlagbar günstig.

Ansonsten haben wir leckeren Kuchen gegessen und das bequeme Bett (endlich!) in unserem Hotel genossen. Es sind oftmals eben die kleinen Dinge, die glücklich machen 😉

Brücke über den Ganges in Rishikesh

Jaipur

Eine von vielen Großstädten in Indien und die Hauptstadt Rajastans. Wir haben drei Nächte in Jaipur übernachtet. Unser Hotel lag nicht in der Altstadt aber das war nicht weiter schlimm. Wir laufen in Indien gern und viel, weil man so Sachen sieht, die man sonst nicht wahrnehmen würde. Das sind selten schöne Sachen aber immer Sachen und Situationen, die uns nachhaltig in Erinnerung bleiben.

Jaipur wird auch die pinke Stadt genannt. Allerdings darf man keine pinke Märchenstadt erwarten. Wir hätten ohnehin die Bezeichnung Terrakotta  Stadt passender gefunden.

An unseren 2 vollen Tagen hier haben wir uns für ein paar von etlichen Sehenswürdigkeiten entschieden. Unsere Wahl fiel auf den City Palace, Amber Fort,  Amer Steppwell, Hawal Mahal, Jan Mahal und Jantar Mantar. Wir waren von wirklich jedem Gebäude bzw. Palast begeistert und das obowhl wir dachten, dass es schwer ist, uns mit Gebäuden zu begeistern.

Hawal Mahal in Jaipur, Indien Chandra Mahal in Jaipur, Indien Julia sitzt am Stepwell in Jaipur

Pushkar

Direkt an einem künstlich angelegten See, der als heilig gilt, findet man diese kleine und beschauliche Stadt – für indische Verhältnisse.  Der See und die Ghats (Zugänge) drumherum sind Dreh- und Angelpunkt. Von einen der vielen Dachterrassen hat man eine wunderbare Sicht auf den See und kann das Treiben beobachten, was definitiv besser ist als fernsehen. Um die Hippie-Vibes kommt man in Pushkar fast nicht drumherum, was wir entspannt fanden. Diese Stadt hat definitiv einen ganz besonderen Vibe und man spürt, dass sie für die Hindus heilig ist.

Blick auf den See von Pushkar Kuh an einem Ghat in Pushkar

Wir haben im Hotel Vamdev Fort und Divine Palace gewohnt. Beide etwas außerhalb, was wir gern in Kauf genommen haben für die Ruhe, die man so hat. Viel haben wir in Pushkar ehrlich gesagt nicht gemacht. Die meiste Zeit sind wir am See entlang geschlendert, haben irgendwo mit Aussicht Kaffee getrunken oder sind durch die Läden gebummelt.

Jodphur

Die blaue Stadt liegt nur 5 Stunden mit dem Zug von Pushkar entfernt. Als Highlight der Stadt gilt das Fort, welches unübersehbar über der Stadt drohnt. Von unserem Guesthouse aus hatten wir einen wunderbaren Blick über die Stadt und auf das Fort, wenn nicht gerade der Smog über Jodhpur lag.

Nördlich des Forts befindet sich das Grabmahl Jaswant Thada, was 1895 für den verstorbenen Jaswant Singh II erbaut wurde. Der Eintritt vom 50 Rupies lohnt sich wirklich, denn die Anlage ist wunderschön und eine kleine Oase der Ruhe.

Julia blickt auf Jodhpur

Der Kern rund um das Step Well ist restauriert und drumherum findet man das eine oder andere nette Café. Die Preise hier sind allerdings deutlich höher, als wir es gewohnt waren.

Wir mochten es einfach durch die Gassen zu schlendern, Hundewelpen zu begegnen und blaue Häuser zu erkunden. Oft genug haben wir auch einfach die Aussicht von unserer Terrasse genossen.

Julia in einer Gasse in Jodhpur

Udaipur

Udaipur gilt als eine der romantischsten Städte Indiens, was wohl vor allem den Seen und dazugehörigen Brücken zu verdanken ist. Wir haben in einem tollen Guesthouse gewohnt und sind von da aus durch die Altstadt geschlendert.

Flussufer in Udaipur, Indien

Ehrlich gesagt, waren wir etwas müde vom klassischen Sightseeing und haben deswegen das Animal Aid Center besucht und einen Tag mitgeholfen. Dort haben wir viel über die Tiere, die auf der Straße leben, erfahren. So sind die vielen Kühe, die man überall in Indien sieht, ausgediente Kühe der Milchindustrie. Da das Töten von Kühen in weiten Teilen Indiens aber illegal ist, werden die Kühe einfach ausgesetzt, fressen kiloweise Müll und sterben dadurch langsam und qualvoll.

Im Animal Aid Center werden verletzte Hunde, kranke Esel, Kühe, Schafe, Hühner und weitere Tiere mit Liebe und Geduld aufgepäppelt. All das ist nur durch Freiwillige Helfer und Spenden möglich. Wir finden, dieses Center hat mehr Aufmerksamkeit verdient und sind froh, dass wir unseren Tag dort verbracht haben.

Julia füttert Kalb bei Animal Aid India

Anjuna

Von Udaipur ging es mit dem Nachtzug nach Mumbai, wo wir einen Zwischenstopp eingelegt haben. In Mumbai mussten wir zu einer ärztlichen Untersuchung, die für die Beantragung des australischen Visums notwendig war.  Mit einem weiteren Nachtzug fuhren wir von Mumbai in den Süden Indiens. Unsere erste Station war Anjuna im Bundesstaat Goa. Wir sehnten uns nach all den Städten nach Meer, Strand und weniger Lärm.

Am Bahnhof angekommen, mussten wir mit zwei weiteren Bussen fahren, um letztendlich in Anjuna anzukommen. Da weit und breit kein Rikshafahrer zu sehen war, liefen wir zu unserer Unterkunft. Auf dem Weg dahin wurde ich, Julia, dann von einem Straßenhund gebissen. Statt in die Unterkunft fuhren wir also ins Krankenhaus, wo wir von nun an fast täglich Gast waren.

Von Anjuna haben wir also nicht viel gesehen, außer das Krankenhaus und unsere Unterkunft. Die Unterkunft können wir allerdings wirklich empfehlen. Wir hatten Glück und bekamen das Zimmer viel günstiger als üblich. Hier konnten wir uns richtig wohlfühlen und es war genau das Richtige, um die Tollwut-Therapie über mich ergehen zu lassen. Strand und Meer war ohnehin für mich gestrichen.

Und hier haben wir noch ein paar Restaurant-Tipps für Anjuna:

  • German Bakery (Der Name täuscht, es gibt auch sehr leckeres indisches Essen in entspannter Atmosphäre)
  • Soul Booster (Das Thali im Bananenblatt serviert, ist etwas Besonderes!)

Palolem

Von Anjuna fuhren wir mit dem Bus nach Palolem, unserer letzten Station in Indien. Durch den Hundebiss waren wir gezwungen mehr Zeit in Anjuna zu verbringen und entschieden uns auch für die restliche Zeit es so langsam wie nötig angehen zu lassen. Wir verabschiedeten uns von dem Wunsch mehr von Goa bzw. Südindien zu sehen und das war okay. In Palolem gönnten wir uns eine sehr offen gestaltete Hütte am Strand und machten es uns zur Gewohnheit den abendlichen Sonnenuntergang anzuschauen, bevor wir etwas Essen gingen. Wir lernten tolle Menschen kennen, wussten wo es den besten Kaffee,  gab und genossen einfach den Moment.

Matthias auf dem Roller zum Sonnenuntergang Julia am Cola Beach in Goa

Wir liehen uns einen Roller und fuhren damit an den Cola Beach, der für uns zum schönsten Strand Indiens wurde (Zugegeben: Besonders viele Strände haben wir nicht gesehen). Der schönste Abschnitt des Strandes befindet sich, wenn man am Resort vorbei und immer weiter Richtung Klippen läuft (Little Cola Beach).

An unserem letzten Tag fuhren wir mit einem Roller an den Galgibag Strand, der ganz anders als der Cola Beach ist aber uns auch überzeugt hat durch seine Weite und Unberührtheit.

Matthias am Galgibag Beach in Goa

Ab und zu hat uns diese Reise durch Indien Nerven und Kraft gekostet aber unzählige tolle Momente entschädigen dafür und Indien hat einen besonderen Platz in unserem Reiseherz erobert.