Ein halbes Jahr – 6 Monate – 24 Wochen – 168 Tage – 4032 Stunden.

Genau so lange sind wir nun unterwegs. Klingt gar nicht so viel, oder? Für uns verging diese Zeit wahnsinnig schnell. Ehrlich gesagt, dachten wir, dass die Zeit um einiges langsamer vergehen wird aber das ist nicht der Fall.

Vergeht die Zeit vielleicht so schnell, weil wir verhältnismäßig viel erleben? Mehr erleben als in unserem Alltag, den wir davor gelebt haben? Mehr neue Eindrücke verarbeiten müssen als zuvor?

Wir wissen es nicht. Was wir aber wissen, ist dass wir die Zeit nun intensiver erleben. Wir reflektieren das Erlebte, sprechen viel darüber und wollen dir mit dem heutigen Beitrag einen kleinen Einblick in unser Leben als Dauerreisende geben. Haben wir Heimweh und wie ist es als Pärchen 24/7 aufeinander zu hängen?

Unser Alltag…

… hat nichts mehr mit dem Alltag gemeinsam, den wir bisher kannten. Na gut eins vielleicht: Frühstück. Wir lieben es zu frühstücken und nehmen uns gern alle Zeit der Welt dafür. Ein bis zwei Tassen Kaffee (oh wie gut war der Kaffee in Südamerika!), gute Musik & was leckeres zu Essen – der Tag kann gar nicht so schlecht werden, oder?

Ich weiß gar nicht, wie ich dir unseren Alltag beschreiben soll. Selten ist ein Tag wie ein Anderer und oftmals stellen wir uns Tag für Tag auf eine neue Situation ein. Sei es die Suche nach einer neuen Unterkunft, die in unserem Budget liegt, wiedermal ein und der selbe Smalltalk im Hostel oder die Suche nach dem günstigsten Supermarkt.

Liebend gern entdecken wir neue Orte zunächst zu Fuß, trinken irgendwo einen Kaffee oder beobachten Leute im Park.

Julia in Antigua mit Hund

Was dir Niemand sagt über eine Langzeitreise.

Weltreisen sind cool und hipp. Viele träumen diesen Traum genau wie wir. Das Internet ist voll mit Berichten, die suggerieren dass diese Zeit immer geil ist und man tolle Sachen am Fließband erlebt. Denkst du vielleicht auch?

Nun – der Schein trügt. Zumindest ein wenig. Es ist nicht immer alles super toll und manchmal geraten wir an unsere Grenzen.

Wir sind ohne Wohnsitz. Wir haben keinerlei Rückzugsort und geben uns mehrmals im Monat, manchmal auch in der Woche, auf Unterkunftssuche. Wie oft sind wir schon umher geirrt, haben ewig gesucht und das was wir gefunden haben, war – sorry – so richtiger Müll? Nicht selten! Vor allem ich, Julia, habe mich in letzter Zeit nach einem eigenen Bett & einer eigenen Dusche gesehnt. Seit den Philippinen begleitet mich zudem die ständige “Angst” vor Bettwanzen.

Ruhe. Was für ein Luxusgut! Du denkst “Ruhe haben die zwei doch wahrlich genug so ohne Stress und co.?” Am Tag vielleicht aber nicht in der Nacht. Da wir nicht in irgendwelchen Luxushotels schlafen, sind die Wände oft sehr dünn oder eben nicht vorhanden, wenn wir im Mehrbettzimmer schlafen.

Die meiste Zeit kochen wir selbst. Die verdreckte Hostelküche teilen wir uns mit zig anderen Leuten. Nach unserer Lebensmittelvergiftung sind wir übervorsichtig geworden und waschen die Küchenutensilien doppelt und dreifach ab. Better safe than sorry!

Um gleich mal in der Küche und beim Kochen zu bleiben: die Lebensmittel in anderen Ländern sind meist sehr viel teurer als in Deutschland, die Qualität oftmals schlechter & die Auswahl stark begrenzt.

Wir sind zu Security’s mutiert. Ständig müssen wir auf unser weniges Hab & Gut achten. Nachlässigkeit wäre fatal. Wie oft checken wir, ob unsere Kreditkarte und unser Goldstück der Reisepass noch an Ort und Stelle sind? Ich habe aufgegeben, es zu zählen.

“Where are you from? Ah cool – i want to go there!” “Have you been there?” “By the way what’s your name?” Blablablaaaaa… dieser Smalltalk. Immer & Überall. Wir lieben es neue Leuten kennenzulernen und haben so auch neue Freunde gefunden aber manchmal hat man diese Tage, an denen man mit Niemanden reden möchte und sich in ein Schneckenhaus verziehen möchte – zum Glück haben wir diese Tage selten.

Und trotzdem würden wir uns immer wieder für die Reise entscheiden.

Uns war im Vorhinein klar, dass diese Reise kein Urlaub ist und das es Situationen geben wird, die uns fordern und an unsere Grenzen bringen werden.

Es ist nicht immer leicht und gewiss trügt das Bild von uns mit Cocktail in der Hängematte. Strandtage sind wirklich selten, Cocktails bzw. Alkohol konsumieren wir selten bis gar nicht und auch sonst ist unsere Reise weit entfernt vom Luxus. Das hat vor allem damit zu tun, dass wir auf unser Budget achten. Wir sind zu richtigen Sparfüchsen mutiert. Das Geld, was wir sparen, wenn wir selbst kochen, auf Alkohol verzichten und im Mehrbettzimmer schlafen, bedeutet für uns, länger reisen zu können. Und Reisen ist für uns der wahre Luxus.

Wir sind auf Vulkane geklettert, haben Kaffee in unterschiedlichsten Städten getrunken, wunderbare Menschen in hippen Hostels kennengelernt. Gleichzeitig hatten wir anfänglich Sprachprobleme, fanden Kuba teils richtig nervig & wurden das ein oder andere mal abgezockt.

Wir haben das Gefühl, dass wir erst mit der Zeit und der Erfahrung erleben, wie es sich am besten für uns reist. Dabei stellt sich immer mehr heraus, dass “langsames” Reisen unser Schlüssel zum Glück ist. Lieber sehen wir etwas weniger aber das was wir sehen, ist dafür umso intensiver.

Die schönen Momente und auch die schwierigen Situationen lassen uns wachsen. Als Paar schweißen uns diese Erfahrungen extrem zusammen. Auch wenn wir nicht immer einer Meinung sind, finden wir ein Kompromiss, mit dem wir beide gut leben können. Wir wissen mittlerweile, wann wir einander lieber mal schweigen oder merken, wenn der eine gerade besonders viel Zuneigung braucht, weil das Heimweh zuschlägt.

Heimweh?

Das ist wohl einer der beliebtesten Fragen, die wir von Freunden und Familie gestellt bekommen. Die Frage lässt sich aber gar nicht so einfach mit Ja oder Nein beantworten.

Wir vermissen unsere Familien und unsere Freunde – wäre ja auch wirklich schlimm, wenn nicht, oder? Dank WhatsApp, Skype & co ist es zum Glück relativ einfach in Kontakt zu stehen, zu telefonieren und so sogar an Geburtstagsfeiern kurz “Hallo” sagen zu können.

Julia skypt mit Familie

Als wir beide krank waren, hätten wir uns am liebsten nach Hause gebeamt. In solchen Situationen ist das Heimweh da.

Die Heimweh-Momente halten sich bisher aber wirklich in Grenzen.

Wir wissen, dass unsere Familien und Freunde uns unterstützen. Das gibt uns in schwierigen Situationen Kraft – Dickes DANKESCHÖN an euch alle!

Ein Blick in die Zukunft

Es war immer unser Wunsch nach einem bereisten Land, weiter reisen zu können. In das nächste Land und nicht zurück in die Heimat zu fliegen. Dieser Wunsch ist nun seit 6 Monaten Realität und unser Leben. Wir sind überaus glücklich und zufrieden uns für unseren Traum entschieden zu haben.

Bisher läuft alles super. Situationen, die uns wirklich aus der Bahn geworfen haben, gab es bisher (glücklicherweise) nicht. Die schönen Momente überwiegen deutlich und natürlich hoffen wir, dass das auch in Zukunft der Fall ist.

Mit unserem Budget kommen wir bisher gut aus und sind zuversichtlich, so noch eine Weile unterwegs sein zu können.

Wir freuen uns sehr auf Australien, auf Freunde, die uns besuchen werden & weitere Abenteuer. Abenteuer & Erlebnisse, die wir mit dir teilen werden.

Ein großer Wunsch ist es, Nepal & Indien zu besuchen. Das ist aber noch weit entfernte Zukunftsmusik.

Wir lassen uns überraschen von Momenten, die die Welt für uns bereit hält.

… und hier gibt’s jetzt noch ein paar Bilder, die irgendwann zwischendurch entstanden sind.

Wir mit unseren Rucksäcken

Sieht viel aus? Julia trägt im durchschnitt ca. 13 kg und Matthias ca. 15 kg.

Julia mit dem Fahrrad in Tulum

Wenn es irgendwo möglich ist, leihen wir uns ein Fahrrad aus & erkunden die Gegend. Matthias und sein Fahrrad waren in Bayreuth miteinander verwachsen und ich habe mit meinem rosa Stadtfahrrad Nürnberg unsicher gemacht.

Matthias beim Barber in Mexiko

In Oaxaca hat sich Matthias ein 2-stündiges Beautyprogramm gegönnt – für 10 €.

Julia wartet auf den Bus in Kuba

Wo bleibt eigentlich der Bus?

Julia am Strand in Nicaragua

Neue Freunde am Strand finden? Kein Problem!

Wir beim schnorcheln

Schnorcheln? Ja, bitte! Unser Equipment haben wir immer griffbereit.

Kaffeetrinken in Salento auf einer Kaffeeplantage

Kaffee in Kolumbien war der Beste! (und wir vermissen ihn!)

Matthias in der Hängematte am Strand

Zum Glück haben wir auch eine Hängematte dabei…

Besuch aus der Heimat

Unser erster Besuch. Meine Mama & ihr Freund Jörg sind mit uns 3 Wochen durch Kolumbien gereist – da gab es auch den einen oder anderen Mojito.

Matthias in der Comuna 13 in Medellin

Eis geht immer & überall.

Julia am Strand in Kolumbien

Allein unter Palmen. Oh, wie haben wir unsere Zeit in Kolumbien geliebt!

Wir in Kolumbien

Selfies vor bunten Wänden gehörten in Zentral- und Südamerika schon fast zu unserer Routine.


Schön, dass du uns auf unserer Reise begleitest!