Kein leichtes Thema und dennoch wollen wir darüber berichten.  Heutzutage scheint es ja fast schon “normal” zu sein, den Job zu kündigen und auf Reisen zu gehen, glaubt man Instagram & co. Dort sind auffällig viele Accounts auf Weltreise und haben dafür alles hinter sich gelassen bzw. aufgegeben.

Auch wir sind auf Instagram vertreten und auch wir haben uns vor ca. einem Jahr dafür entschieden für unseren Traum einer Weltreise den Job zu kündigen und einiges was uns lieb ist, hinter uns zu lassen – zumindest vorerst.

Doch diese Entscheidung ist nicht einfach und wir haben sie nicht von einen Tag auf den Anderen gefällt. Es war vielmehr ein Prozess. Ein Prozess der wichtig ist, um sich sich der Vorteile und auch Nachteile bewusst werden zu können.  Denn egal wie spaßig so eine Weltreise klingt, gibt es genug Dinge, die wohl überlegt sein sollten.

Rückblick – unsere Ausgangssituationen

Immer öfter werden wir gefragt, ob wir den Traum einer Weltreise schon immer hatten oder ob es irgendwann den berühmten Aha-Moment gab. Wir glauben, niemand wacht morgens auf und hat plötzlich Lust auf eine Weltreise. Auch das ist ein Prozess. Wir beide haben es schon immer genossen in andere Kulturen einzutauchen, zu reisen, andere Geschmäcker zu testen und dem Alltag auf gewisse Weise zu entfliehen.

Ich (Julia) war bereits nach dem Abitur für 1 Jahr unterwegs – ganz klassisch in Neuseeland, danach ein bisschen in Australien und Thailand. Als ich von dieser Reise zurückkam, hatte sich etwas verändert. Ich hatte mich verändert. Ich hab mich irgendwie am falschen Platz gefühlt. Eigentlich wollte ich weiterreisen aber da gab es die vernünftige Stimme in meinem Kopf, die sagte, eine Ausbildung oder ein Studium wäre die bessere Option und vor allem viel vernünftiger! Also gut, dachte ich mir, begann eine Ausbildung, genoss es Geld zu verdienen und dieses während des Urlaubs wieder auszugeben.

Nach der Ausbildung zog ich nach Nürnberg und arbeitete weiterhin in dem selben Unternehmen. Nürnberg war toll, die neuen Kollegen auch und das Gehalt ermöglichte es mir, wieder mehr zu reisen. Das Reisefeuer loderte wieder.

Kurz nachdem Matthias und ich uns kennenlernten, haben wir uns in Thailand getroffen. Wir merkten, dass wir ein gutes Team sind – egal ob im Alltag oder auf Reisen. Kaum wieder daheim planten wir weitere Reisen. Jeder unserer Urlaubstage wurde ausgeschöpft. Matthias nahm teilweise auch unbezahlten Urlaub und ich habe Überstunden genutzt. Reisen nahm einen immer größeren Stellenwert in unserem Leben ein.

Wir führten eine Wochenendbeziehung. Fast 3 Jahre sind wir jedes Wochenende zwischen Nürnberg und Bayreuth gependelt. Mit jedem Wochenende mehr, kristallisierte sich der Wunsch heraus, dass wir diese Wochenendbeziehung nicht auf Dauer fortführen möchten. Das war zwar etwas, was wir ändern wollten aber es war nicht besonders akut.

Kurz vor unserer Reise auf die Philippinen kam das erste mal der Gedanke einer Weltreise auf. Wir sponnen rum. Malten uns aus, wie es wäre, wenn wir es einfach machen würden. Wären wir verrückt? Was hindert uns daran?

Wochenende für Wochenende stellten wir uns selbst mehr fragen. Wir informierten uns im Internet, lasen Bücher und mussten uns eingestehen, dass wir die Idee einer Weltreise gar nicht so abwegig finden.

Yes! Weltreise!

Je mehr wir uns ernsthaft damit auseinander setzten, desto realistischer wurde es. Uns wurde bewusst, dass wir weder reich noch besonders mutig sein müssen, um aufzubrechen.

Wir stellten uns selbst verschiedenste Fragen, fanden unsere Antworten darauf und entschieden uns letztendlich für eine Weltreise. Als wir diese Entscheidung still und heimlich für uns trafen, fühlte es sich gut an. Richtig gut. In unserem Bauch kribbelte es angenehm, wenn wir daran dachten und wir sind mit einem fetten Grinsen im Gesicht eingeschlafen.

Wir machten uns einen Plan und eine Art To-Do-List. So glaubten wir, einen besseren Überblick zu haben, über all das was uns bevorsteht.  Dass das dann wirklich mehr war als Anfangs erwartet, merkten wir schnell.

Für uns der größte Faktor waren unsere Jobs und die Wohnung. Wir hatten beide gute Jobs, haben gut verdient und die Entscheidung zu kündigen, fiel schwer.

Letztendlich haben wir es aber dennoch getan. Warum? Wir sind jung, wir leben nur einmal und wir sind uns sicher, dass wir unseren Weg finden werden. Klingt klischeehaft, oder?

Aber mal ehrlich. Leben wir, um zu arbeiten oder ist es nicht umgekehrt? Wir sollten arbeiten, um uns das Leben finanzieren zu können, das uns glücklich macht. Viel zu viele Menschen definieren sich doch einzig und allein durch ihren Beruf. Aber wer bin ich denn, wenn ich bei einer Versicherung arbeite? Was sagt das über mich aus? Nicht viel, oder?  Kein Geld der Welt, kein noch so toller Arbeitgeber und auch nicht die hübscheste Wohnung definieren dich. Wir sind für unser Glück selbst verantwortlich.

Wir auf den Fiji Inseln beim Sonnenuntergang

Den sicheren Weg haben wir hinter uns gelassen. Es war hart, sich dafür zu entscheiden inklusive Kündigungen und co. aber dennoch hat es sich gelohnt.

Klar, haben wir einige vermeintliche Vorteile aufgegeben. So versuchen wir jetzt möglichst wenig Geld auszugeben, gehen kaum Essen, ins Kino oder Shoppen. Und doch fühlen wir uns reicher als zuvor.

Wenn wir jetzt zurückblicken, sind wir stolz auf uns und unseren Schritt. Das Reisen macht uns glücklich. Wir definieren uns nicht über einen Job oder andere materielle Werte.

Den Job zu kündigen, um unseren Traum zu verwirklichen war also für uns definitiv der richtige Schritt rückblickend. Das konnten wir aber nur rausfinden, weil wir es wagten. Wir sind den Schritt in die Unsicherheit und weg von der Sicherheit gegangen.

Gleichzeitig haben wir uns aber auch immer die Option offen gelassen, jeder Zeit zurückkehren zu können. Egal ob nach 2 Monaten oder 2 Jahren. Das hat für uns jeglichen Druck aus unserem Vorhaben genommen und war in dem Moment wichtig.