Wir nehmen dich jetzt mit – auf das Highlight unserer Reise in Guatemala.
Schließ die Augen und stell dir folgendes vor (Ok, am besten erst nachdem du das hier gelesen hast).
Schweißgebadet und ein bisschen fluchend, kämpfst du dich immer weiter nach oben. Durch dichte Wälder, über Lavageröll und staubige Wege führt dein 6-stündiger Weg steil bergauf. Ein Stock ist dein stetiger Begleiter und fängt dich so manches mal ab, wenn du kurz davor bist, zu fallen. Dein Rucksack ist vollgepackt mit Wasser, Snacks und warmen Klamotten. Das Gewicht drückt auf deine Schultern und es fühlt sich an, als ob dein Rucksack von Minute zu Minute schwerer wird. Doch all das ist nebensächlich und kein Grund aufzugeben, denn du hast das Ziel stets vor Augen und bist angetrieben von dem Glücksgefühl, was dich durchfahren wird, sobald du es geschafft hast. Die letzten Meter verlangen dir nochmal alles ab. Sobald du angekommen bist, wirst du belohnt mit einem atemberaubenden Ausblick, die Sicht auf einen aktiven Vulkan & Erinnerungen, die für die Ewigkeit gemacht sind. Dein Herz wird überschwemmt mit Glück & Dankbarkeit!
Wie klingt das für dich? Nach Qual oder purem Glücksgefühl? Für uns war es beides und vielleicht genau deswegen so besonders und beeindruckend.
Wir haben den Vulkan Acatenango bestiegen und noch jetzt, fast vier Wochen später, durchströmt uns ein Glücksgefühl, was seines Gleichen sucht, wenn wir daran zurück denken.
Start ins Abenteuer
Es ist unbedingt notwendig den Vulkan mit einem Guide zu besteigen, denn der Vulkan ist aktiv & die ganze Tour ist nicht ungefährlich. Man braucht Jemanden, der sich bestens auskennt und weiß, wo es lang geht. Wir haben uns für die Tour mit Gilmer Soy entschieden. Zu erst waren wir etwas skeptisch, da die Buchung nur per WhatsApp oder E-Mail abgewickelt werden kann. Die anfängliche Skepsis war jedoch völlig unbegründet. Alles war super organisiert & wir wurden pünktlich am Hostel abgeholt.
Die Guides von Gilmer sind alles Einheimische, die am Fuß des Vulkans wohnen. Das Essen wird von Gilmer’s Mutter mit Liebe zubereitet. Die Einnahmen fließen zu einem Teil in den Bau einer Schule und einen Spielplatz – das ist etwas, was man unterstützen sollte!
Nach einer einstündigen Fahrt sind wir bei Gilmer angekommen, wurden mit einem Lunchpaket & dem Frühstück für den nächsten Tag ausgestattet, konnten uns Handschuhe, Mützen und andere warme Klamotten leihen und bekamen einen kurze Einweisung.
Unsere Gruppe war ziemlich groß und trotzdem sehr cool! Wir haben uns super verstanden und es wurde gegenseitig Rücksicht genommen – super wichtig während so einer Tour!
Nachdem Gilmer noch eine Motivationsrede geschwungen hat, von der sich Fußballtrainer eine Scheibe abschneiden können, ging es los.
Der Weg ins Glück
Die ersten Meter waren heftig. Ein gemütliches Einlaufen gab es nicht. Es ging direkt in die Vollen. Steil bergauf und über Geröll. Während wir also massig Staub schluckten, rutschten wir nach jedem Schritt vorwärts wieder zwei Schritte zurück. Unsere einzigen Gedanken: Das kann ja heiter werden!
Doch Besserung in Form einer Pause war in Sicht. An einer Hütte konnte man sich nochmal mit Snacks und Wasser eindecken, bevor es weiterging.
Ich muss wohl nicht erwähnen, dass es immer noch bergauf ging? Nun ja – vorbei an Pferden, über Wiesen, in der prallen Sonne oder im schattigen Wald sind wir dem Basecamp immer ein Stück näher gekommen.
Die Guides haben regelmäßig Pausen eingelegt und sich ständig nach dem Wohlbefinden erkundigt. Von soviel Fürsorge sind wir auch im Nachhinein noch beeindruckt.
Irgendwann nach drei Stunden haben wir eine größere Mittagspause eingelegt. Hungrig sind wir über unsere Lunchpakete hergefallen, die aus Reis, Gemüse, wahlweise Hühnchen und Brot bestanden. Einfach aber sehr lecker!
Bevor sich zu viel Gemütlichkeit breit machen konnte, riefen die Guides fröhlich „Vamos, Vamos Chicos!“. Gestärkt und mit neuer Energie ging es weiter. Wir wussten, dass es nochmal eine halbe Stunde hart wird. Danach sollte es dann einfacher werden. Mit dem Ziel vor Augen, dass es einfacher wird, waren wir wieder motiviert. Und tatsächlich: nachdem wir ein paar qualvolle Minuten hinter uns hatten, glich das letzte Stück einem Spaziergang.
Wir hatten eine tolle Aussicht, waren über den Wolken und dem Vulkan Fuego plötzlich so nah. Gerade als wir das erste mal freie Sicht auf den Vulkan Fuego hatten, eruptierte er. Eine dicke Aschewolke stieg auf und wir konnten es laut brodeln hören. Allein hierfür hat sich all das schon gelohnt!
Begleitet von dem ständigen Brodeln des Vulkans, haben wir die letzten Meter bezwungen und das Basecamp war in Sichtweite.
Im Basecamp angekommen, wurden wir mit einem High-Five von einem der Guides begrüßt und mit diesem Ausblick belohnt:
Die Nacht im Basecamp
Wenig später wurden wir auf die Zelte verteilt, das Lagerfeuer wurde angemacht und jeder hat es sich gemütlich gemacht, um den Sonnenuntergang zu genießen.
Sobald die Sonne weg war, wurde es eisig kalt. Der Wind tat sein übriges. Die Gruppe saß nun also zusammen gekuschelt rund ums Lagerfeuer, während die Guides das Abendessen vorbereitet haben.
Es gab Nudeln, Kartoffelbrei, schwarze Bohnen und Tostadas. Ich glaube, mir hat Kartoffelbrei noch nie so gut geschmeckt! (Sorry, Mama!) Könnte aber auch an der Höhenluft gelegen haben?
Und als ob das nicht schon lecker genug gewesen wäre, haben wir später Marshmallows über dem Feuer geröstet, um sie dann in heiße Schokolade zu tauchen und zu essen/trinken. Spätestens jetzt waren wir alle im Foodie-Himmel auf über 3600 Metern und mit Glückshormonen vollgepumpt.
Der Bruder von Gilmer hat dann noch seine lustigsten Witze ausgepackt und damit für die perfekte Lagerfeuerstimmung gesorgt.
Klingt ganz gut? Es wird noch besser!
Das Highlight & eine unvergessliche Nacht
Sobald es dunkel war, hofften alle darauf, dass Fuego eruptiert und Lava spuckt.
Und ja, genau das ist passiert! Etwa alle 10 Minuten konnten wir sehen, wie die feuerrote Lava aus dem Krater geschossen kam und welch Naturgewalt da eigentlich wütet. („Was machen wir hier eigentlich? Wir stehen auf einem aktiven Vulkan und beobachten einen noch aktiveren Vulkan.“ – Matthias)
Den restlichen Abend haben wir also damit verbracht, den Vulkan zu beobachten und dieses Schauspiel für immer in unserem Gedächtnis zu konservieren.
Obwohl wir alle sehr müde waren, wollte sich niemand so richtig ins Zelt verabschieden. Es war einfach viel zu faszinierend den Vulkan zu beobachten.
Irgendwann hat die Kälte aber dann doch alle ins Zelt getrieben. Immerhin mussten wir neue Kraft tanken für den finalen Aufstieg zum Krater des Acatenangos am nächsten Morgen.
Die Nacht & der Morgen danach
Die Schlafsäcke und Zelte waren von guter Qualität und obwohl wir nicht gefroren haben, konnten wir trotzdem nicht schlafen. Wir waren so geflasht von den Eindrücken und Erlebnissen des Tages, dass es schwer war, zur Ruhe zu kommen.
Nach ein paar Stunden im Zelt wurden wir gegen 4 Uhr geweckt. Das Feuer brannte schon wieder und spendete uns wohlige Wärme in der eisigen Nacht. Nachdem wir alles was wir dabei hatten, angezogen haben, ging es los. Mit unseren Stirnlampen bewaffnet, haben wir uns auf den Weg Richtung Krater gemacht. Unsere Beine waren schwer und der Vortag steckte uns ein wenig in den Knochen. So müde wie wir allerdings waren, haben wir nicht viel nachgedacht und einfach funktioniert. Funktioniert heißt in dem Fall, dass wir gelaufen sind. Wie Roboter immer bergauf und dem Guide hinterher. In der Ferne konnten wir die Lichter von Guatemala City und Antigua flackern sehen. Auch der Himmel färbte sich nun langsam in den schönsten Farben.
Nach etwa 1,5 Stunden sind wir dann an unserem Ziel angekommen und die Sonne ging langsam auf.
Es war einfach magisch! Die Wolken färbten sich pink ,während der Himmel gelb, rot & später lila leuchtete. Bei diesem Naturschauspiel wussten wir gar nicht, wo wir zu erst hinschauen sollten.
In der Ferne konnte wir sogar den See Atitlán sehen!
Nachdem die Sonne aufgegangen war, haben wir uns auf dem Rückweg zum Basecamp gemacht. Durch die lose Vulkanasche sind wir mehr bergab gehüpft und gerannt, als dass wir gelaufen sind.
Zurück im Basecamp haben wir die wärmenden Sonnenstrahlen während des Frühstücks genossen und wenig später unsere Sachen zusammen gepackt.
Mit unvergesslichen Eindrücken ging es zurück…
Der Abstieg erforderte eine gewisse Konzentration. Bergab ist nämlich nicht unbedingt besser als bergauf. Die Sturzquote war zumindest in unserer Gruppe recht hoch – Verletzungen gab es aber nicht.
Drei Stunden haben wir benötigt, um vom Basecamp wieder am Ausgangspunkt anzukommen. Dort wartete bereits Gilmer und begrüßte uns. Das ganze glich einem Zieleinlauf beim Marathon und wir waren mindestens genauso glücklich, es geschafft zu haben.
Wenig später wurden wir ins Hostel gebracht. Dort wartete schon die wohlverdiente Dusche auf uns und die wohl bequemsten Hostelbetten (Leider gibt es das Hostel nicht mehr laut unserer Recherche). Nach einem kurzen Powernap haben wir uns nochmal mit einem Teil der Gruppe getroffen. Bei ein paar Bier und einer riesigen Portion Nachos haben wir die Erlebnisse Revue passieren lassen.
Zurück im Hostel sind wir blitzschnell eingeschlafen und haben nichts von all dem Trubel mitbekommen, der im Gemeinschaftszimmer so stattfindet.
Hier unsere Tipp’s für die zweitägige Wanderung:
- Die Tour mit Gilmer Soy buchen
- Den Rucksack gut überlegt packen. Was benötigst du wirklich? Jedes Gramm wird sich bemerkbar machen!
- Genügend warme Klamotten einpacken (Zwiebelprinzip!)
- Ausreichend Wasser mitnehmen (Wir hatten 3 Liter pro Person)
- Toilettenpapier, Deo, Zahnbürste & Zahnpasta (Logischerweise ist der Punkt ganz individuell)
- Snacks wie z.B. Äpfel, Nüsse und Müsliriegel sind gut für ein bisschen Energie zwischendurch
- Stöcke vor Ort ausleihen (die erleichtern den Auf- und Abstieg ungemein)
- Schuhe mit gutem Profil (Wir waren mit den Adidas Terrex Agravic überaus zufrieden)
- Stirnlampe
- Kamera & Ersatzakkus (plus Stativ, wenn du bei Nacht gute Bilder machen möchtest)
- Ganz wichtig: Sonnencreme!
- MOTIVATION! Die solltest du wirklich nicht vergessen.
Für die Tour solltest du körperlich fit sein und dich eventuell auch schon etwas an die Höhe gewöhnt haben (ein paar Tage zuvor in Antigua oder am See Atitlán schaden nicht). Wenn du Pausen benötigst, nimm sie dir. Die Guides sind sehr verantwortungsbewusst und werden Verständnis dafür haben.
So hart die Tour auch manchmal war, so sehr hat sie sich auch gelohnt. Der Aufstieg ist mit einer gesunden Portion Durchhaltevermögen machbar. Wir glauben an dich!
Für uns war es zweifelsohne DAS Highlight unserer Reise durch Guatemala. Diese Erinnerungen haben sich tief in unser Gedächtnis eingebrannt. Es ist wohl ein einmaliges Erlebnis einen so aktiven Vulkan hautnah zu erleben, ihn zu hören, zu fühlen und zu sehen während er Lava spuckt.
Wir möchten dieses Erlebnis nicht missen und empfehlen es uneingeschränkt weiter. Eine Reise nach Guatemala wird sich allein deswegen lohnen – versprochen!
13 Antworten
Ich durfte mir ja schon im Vorfeld ein paar Bilder anschauen und habe schon sehnsüchtig auf diesen Beitrag gewartet .Sehr beeindruckend ???…Bis bald und seid lieb gegrüßt .
…und die Sache mit dem Kartoffelbrei sei dir verziehen ?
Super Beitrag , schöne Bilder und überhaupt – Mega !!!
Euer Mut und eure Kraft sind am Ende dieser Vulkan Tour belohnt worden !!! :))) ich freue mich riesig für euch dass ihr diesen Weg geht und freue mich auf neue Beiträge und Erlebnisse die ihr mit Allen teilt :*** danke dafür
Ganz lieben Dank Emily :* ab und zu die Komfortzone verlassen, lohnt sich. Fühl dich gedrückt von uns!
Wow! Das macht richtig Lust auf Guatemala! ? Ich konnte mich richtig gut einfühlen, vor allem an der Stelle des brodelnden Vulkans ein Flugzeug neben mir startete! ? Aber auch ohne diesen Effekt ein sehr mitreißender Artikel. ?
Grüße Carmen (travivas.de)
Hey Carmen 🙂 so soll es sein. Also auf nach Guatemala – allein wegen dem Vulkan lohnt sich die Reise. Danke dir & liebe Grüße von uns!
Toller Beitrag und jeder,der beim Wandern schon mal alles geben musste, um dann pures Glück zu erleben, weiß, von was ihr sprecht. Super geschrieben, mal fühlt sich,als würde man mitlaufen 🙂
Hallo liebe Ricarda, danke für die lieben Kommentar! Wir freuen uns, wenn wir dieses Erlebnis mit euch bzw. Dir auf die Art & Weise teilen können 🙂 liebe Grüße aus Panama!
Vulkane sind einfach magisch. Sie so hautnah zu erleben ist nur wenigen Menschen vergönnt. Danke, dass ihr es schafft uns so emotional daran teilhaben zu lassen. Eure Fotos sind atemberaubend, doch die kleinen Filme lassen alles noch näher und intensiver auf uns wirken. Ich freue mich immer auf jeden noch so kleinen Beitrag. Genießt diese Zeit und lasst ganz viele Menschen daran teilhaben. Liebe Grüße
Hallo Heike, ja das stimmt! Wer weiß, wie lange man noch die Chance hat, den Vulkan besteigen zu können. Das freut uns total, wenn es uns gelingt euch mit auf unsere Reise zu nehmen! Das machen wir 🙂 liebe Grüße nach Plaue aus Panama
Was ein wunderbarer Blogpost und die Bilder sind auch so gut! 🙂 Jetzt möchte ich das unbedingt auch machen!
Toller Bericht und schöne Bilder, aber das Ihr schreibt ein Guide wäre unbedingt notwendig finde ich daneben!
Jeder sollte selbst entscheiden ob er eine Tour macht oder auf eigene Faust…und der Acatenango ist jetzt nicht sonderlich schwer zu besteigen. Immer diese Ammenmärchen von wegen man braucht einen Guide, ohne ist verboten usw… haben wir schon so oft erlebt, auch in Antigua bzgl. Fuego…schade das das von vielen dann immer so in Stein gemeiselt betrachtet wird und sich dann wie ein Lauffeuer verbreitet…obwohl das für uns auch positiv war da wir die beiden Berge quasi für uns und in Ruhe hatten.
Trotzdem gut geschrieben, war auch ein Highlight für uns in Zentralamerika…
Viel Spaß auf weiteren Reisen.
Hey Markus, danke für deinen Kommentar. Wir kennen deine Bergsteigerskills nicht, aber für uns als Hobbywanderer war vor von Anfang an klar, dass wir es mit Guide machen und auch genauso wieder machen würden. Da der Fuego etwa 3 Monate nachdem wir den Acatenango bestiegen haben ziemlich heftig ausgebrochen ist, empfehlen wir weiterhin jedem eine Tour zu machen. Da unserer Meinung nach die Menschen die dort leben, sich bestens auskennen und einem eventuell davon abraten können den Vulkan zu besteigen.
Abgesehen davon, hatten wir eine super Zeit mit den Locals. Haben viel dazu gelernt und konnten einen kleinen Beitrag für das Dorf leisten, was ohne Tour defintiv nicht möglich gewesen wäre. Wir könnten aus verschiedenen Gründen nicht mit guten Gewissen empfehlen, den Berg ohne Guide zu besteigen. Aber zum Glück trifft jeder die Entscheidung letzendlich selbst.
Freut uns, das dir der Beitrag trotzdem gefällt.
Liebe Grüße aus Indien