Die indonesische Insel Java strotzt nur so vor Highlights. Keine Überraschung also, dass der Vulkan Ijen und der giftige Kratersee auch im Osten der Insel zu finden sind.
Durch die Lage im Osten von Java lässt sich der Besuch des Ijen Vulkans hervorragend mit anderen Highlights im Osten Javas verbinden, wie zum Beispiel mit Mount Bromo. Hat man nämlich erstmal Gefallen an Vulkanen gefunden, ist es schwer aufzuhören, sie erkunden zu wollen. Wie gut, dass es in Indonesien eine Menge Vulkane gibt!
Der Vulkan Ijen liegt ganz in der Nähe der Stadt Banyuwangi. Die Stadt ist hervorragender Ausgangspunkt für den Trip zum Vulkan und ebenso das Tor nach Bali. Falls du also auf Bali bist, ist der Besuch des Ijen ebenso möglich!
In diesem Beitrag soll es jedoch hauptsächlich darum gehen, wie du den Ijen von Banyuwangi aus ohne Guide besuchen kannst.
Was macht den Ijen so besonders?
Der Ijen ist ein Schichtvulkan und gilt als einer der spektakulärsten Vulkane Indonesiens, da man vom Kraterrand in den sauersten Kratersee der Welt blicken kann. Der giftgrüne Säuresee hat einen pH Wert von 0,1 -0,5. Dieser extrem niedrige pH Wert ist auf den hohen Gehalt an Schwefel- und Salzsäure zurückzuführen, die aus den vulkanischen Gesteinen strömen. Der Kratersee ist also ähnlich sauer wie Batteriesäure und so ätzend, dass man darin Metall auflösen könnte. Ziemlich verrückt dann dort am Ufer des Sees zu stehen!

Ein trauriges Highlight findet sich unmittelbar in der Nähe des Sees, denn hier befindet sich eine aktive Schwefelmiene. Schwefelreiche Gase steigen aus Erdspalten auf und werden dann durch Rohre geleitet, wo sie kondensieren. Sobald die Flüssigkeit dann aus den Rohren austritt, verfestigt sie sich und bekommt die typisch gelbe Färbung. Die Arbeiter brechen dann das Schwefel mit Metallstangen heraus und beladen damit ihre Bambuskörbe.
Die Arbeiter in der Miene arbeiten dabei ohne erwähnenswerte Schutzmaßnahmen und haben teils nicht mal eine Gasmaske, die sie vor den giftigen Schwefelgasen schützen könnte.
Haben sie den Schwefel dann herausgebrochen, laden sie ihn in ihre Bambuskörbe und befördern ihn dann zu Fuß nach oben zum Kraterrand. Hier laden sie den Schwefel dann in Karren um und fahren ihn zur Sammelstelle, wo sie dann den Schwefel gegen ihre Entlohnung eintauschen. Pro Ladung befördern sie 60 kg und mehr – je nachdem wie viel Last sie tragen können. Trotz dieser unvorstellbar harten Arbeit und dem ständigen gesundheitlichen Risiko verdienen die Arbeiter pro Tag nur zwischen 8-12 Euro. Einer der härtesten Jobs der Welt! Das dann so hautnah zu sehen, hat uns emotional mitgenommen.


Ein sehr seltenes Naturphänomen kannst du ebenso am Ijen Krater bestaunen: Das blaue Feuer. Die blauen Flammen entstehen durch Schwefelgasse, die mit Sauerstoff reagieren und sich dann entzünden. Dieses Phänomen ist nur in völliger Dunkelheit zu sehen. Wenn du die blauen Flammen also sehen möchtest, musst du vor dem Sonnenaufgang bzw. der Dämmerung in den Krater hinabsteigen. Wir haben bei unserer Wanderung leider keine blauen Flammen sehen können, da es auch Perioden gibt in denen die Flammen nicht sichtbar sind.
Ausgangspunkt für die Wanderung
Die nächstgrößere Stadt in der Nähe des Ijen-Massivs ist Banyuwangi im Osten von Java. Banyuwangi besucht man entweder, weil man von hier gut nach Bali übersetzen kann oder um den Vulkan Ijen zu erkunden. Durch die Nähe zu Bali bietet es sich auch an, den Ijen als Trip von Bali aus zu besuchen.
In Banyuwangi haben wir im Snooze Ijen geschlafen und uns sehr wohlgefühlt. Es war eine Oase, um sich auszuruhen und Kraft zu tanken.
Von Banyuwangi aus kann man auch eine geführte Tour zum Ijen Vulkan buchen. Wir haben uns jedoch dagegen entschieden und haben die Anfahrt und die Wanderung auf eigene Faust gemacht. So waren wir nicht nur viel flexibler, sonder haben uns auch eine Menge Geld gespart. Rückblickend war es leichter, als erwartet und hat sich für uns total gelohnt!
Da der Startpunkt der Wanderung ca. eine einstündige Fahrt entfernt ist, muss man sich um einen Fahrer kümmern oder einen Roller mieten.
Die private Anfahrt per Auto inklusive Fahrer hätte 700.000 IDR gekostet, was uns zu viel war. Dies ist fast der gleiche Preise den man auch für eine geführte Tour zahlen würde und inkludiert nicht den Eintritt in den Nationalpark.
Wir entschieden uns also für die Option mit dem Roller und mieteten uns diesen bei Aldo Rental für 150.000 IDR. Im Preis inklusive waren sogar Gasmasken, Schutzbrillen, Regencape und natürlich Helme. Den Rollerverleih kann man über WhatsApp kontaktieren und wenn gewünscht, liefern sie den Roller sogar zur Unterkunft. Große Empfehlung von unserer Seite aus!
Noch vor Start der Wanderung musst du dich um ein Gesundheitszertifikat kümmern, denn nur damit darfst du in den Nationalpark. Das Zertifikat erhältst du problemlos in fast jeder Klinik oder ärztlichen Praxis in Banyuwangi – die Preise können jedoch stark variieren.
Wir haben unser Gesundheitszertifikat bei der Shinta Klinik erhalten und 40 000 IDR gezahlt. Es wurden uns ein paar Fragen nach Allergien, Asthma und Diabetes gestellt, Blutdruck gemessen und Gewicht und Größe dokumentiert. Vergiss nicht deinen Reisepass mitzunehmen, denn der wird hier direkt kopiert und an das Gesundheitszertifikat geheftet. Das Gesundheitszertifikat wird dann einbehalten, wenn du den Eintritt im Nationalpark entrichtest.
Start der Wanderung
Der Nationalpark öffnet um 2 Uhr Nachts und wir würden dir empfehlen, um diese Uhrzeit auch loszugehen, wenn du die blauen Flammen sehen möchtest.
Wir sind kurz vor 1 Uhr in Banyuwangi los gefahren und haben als Ziel “Post Paltuding” bei Google Maps angegeben . Die Straßen waren gut ausgebaut und der Verkehr hielt sich in Grenzen. Am Parkplatz angekommen, mussten wir keine Parkgebühr zahlen und konnten direkt nach dem Kauf des Eintrittstickets (100.000 IDR an Wochentagen und 150.000 IDR am Wochenende)loslaufen.
Der Wanderweg ist zwischen steileren Abschnitten auch immer wieder etwas flacher. An sich fanden wir den Weg aber gut machbar und nicht besonders schwierig. Hier und da gibt es immer wieder kleine Buden, die Trinken und Snacks verkaufen.
Ankunft am Kraterrand und Sonnenaufgang
Nach ca. 1,5 Stunden kommt man am Kraterrand an. Um die blauen Flammen zu sehen, muss man von hier aus nochmal etwa 30 Minuten hinunter in den Krater steigen. Der Weg ist bedeutend anstrengender und nicht so einfach zu sehen. Wir haben uns einfach an eine Gruppe gehangen und sind denen gefolgt. Unten am Kratersee angekommen, war der Schwefelgeruch kaum auszuhalten und wir waren sehr dankbar, die Gasmasken zu haben. Die blauen Flammen haben wir, wie bereits erwähnt, nicht sehen können und haben deswegen relativ schnell den Rückweg nach oben angetreten. Immer wieder überholen wir auf dem Weg nach oben Mienenarbeiter, die sich freuen, wenn man ihnen Platz macht. Oft haben sie kleine Figuren aus Schwefel dabei, die sie als Souvenir an Touristen verkaufen.

Zurück am Kraterrand kann man rechts entlang dem Weg folgen, der einen entlang des Kraters führt. So blickt man noch mal aus einer anderen Perspektive auf den Kratersee und die Schwefelmiene. Außerdem entgeht man so den großen Gruppen ein wenig.

Suche dir am besten entlang des Kraterrandes einen Spot, um den Sonnenaufgang und das Farbspektakel am Himmel zu beobachten.
Laut den Locals gibt es die wirklich schönen Sonnenaufgänge nur in der Trockenzeit. In der Regenzeit ist der Himmel oft wolkenverhangen. Auch bei uns gab es keinen spektakulären Sonnenaufgang, was das ganze aber nicht weniger magisch macht.
Das Farbspektakel des Sonnenaufgangs beginnt übrigens schon gegen 4:30 Uhr – also weit vor dem eigentlichen Sonnenaufgang, der je nach Jahreszeit zwischen 5:15 und 5:45 Uhr ist.
Wenn du den für dich perfekten Spot gefunden hast, genieß es einfach! Der dampfende grüne Kratersee und das umliegende Vulkanmassiv sorgen für einen einzigartigen Ausblick, der noch getoppt wird, wenn du den Vulkan Raung im Hintergrund zusehen bekommst!


Gegen 6 Uhr treten die meisten Gruppen den Rückweg an und so wird es ein bisschen ruhiger. Wir haben diese Ruhe noch etwas genossen, den Ausblick aufgesaugt und haben dann auch den Rückweg angetreten.
Auf dem Weg zurück haben wir die wunderschöne grüne Landschaft gar nicht aus den Augen lassen können. Etwas skurril ist es jedoch, dass sich einige Touristen den Berg hoch und hinunter fahren lassen. Die Karren, die sonst zum Schwefeltransport genutzt werden, wurden umfunktioniert und befördern nun Besucher, die den Aufstieg nicht aus eigener Kraft meistern wollen oder können.
Nach etwa einer Stunde sind wir wieder am Parkplatz angekommen, haben uns einen Kakao gegönnt und uns wenig später auf den Roller geschwungen. Die Fahrt zurück nach Banyuwangi war landschaftlich wieder eine Augenweide und verkehrstechnisch sehr entspannt.
Oh wie haben wir uns nach dieser durchgemachten und erlebnisreichen Nacht auf die Dusche gefreut und den anschließenden Mittagsschlaf! Wir waren sehr happy über unsere Entscheidung, nicht taggleich die Weiterreise anzutreten. So hatten wir einen sehr entspannten restlichen Tag, konnten die Eindrücke auf uns wirken lassen und am nächsten Tag ausgeruht in den relativ langen Reisetag starten.
Hier kurz und knapp das Wichtigste:
- Ausgangsort: Banyuwangi im Osten Javas
- Roller inklusive Gasmaske bei Aldo mieten
- Gesundheitszertifikat spätestens am Tag vorher einholen (Reisepass mitnehmen!)
- Gegen 1 Uhr in Banyuwangi losfahren (Fahrtdauer ca. 1 Stunde)
- 2 Uhr öffnet der Nationalpark und du kannst die Wanderung starten
- Aufstieg dauert ca. 1,5 Stunden
- Vom Kraterrand dauert es ca. 30 Minuten um zum blauen Feuer herabzusteigen
- Gasmaske aufsetzen, wenn Schwefelwolken empor steigen oder es ätzend riecht
- Warme Kleidung mitnehmen
- Festes Schuhwerk
- Wasser und Snacks einpacken
- Stirnlampe oder Handytaschenlampe griffbereit haben
- Wetterbericht vorab checken – bei Regen ist die Wanderung eher nicht zu empfehlen
Mit ein bisschen Vorbereitung ist der Ijen definitiv auf eigene Faust machbar und wird so zu einem unvergesslichen Abenteuer!
Wir wünschen dir eine beeindruckende Wanderung und einen spektakulären Sonnenaufgang – genieß es in vollen Zügen!
